2008: Berner Oberländer Festungstag

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Berner Oberländer Festungstag 2008

Früher wurden sie geheim gehalten und hätten im Falle eines Krieges der Verteidigung des Réduitraumes im Berner Oberland gedient. Heutzutage kann Jedermann sie besuchen: Den Kommandoposten Heinrich in Hondrich, das Artilleriewerk Faulensee, das Infanteriewerk Fischbalmen in der Beatenbucht und das Artilleriewerk Waldbrand in Beatenberg.

Am Samstag öffneten diese vier Festungen in der Region um den Thunersee gleichzeitig ihre Türen zum ersten Oberländer Festungstag. Und das mit Erfolg: Über 1400 Besucher zählten alle Festungen zusammen. Eine Treppe führt vom Stollen-Eingang in die Hauptetage des Kommandopostens Heinrich, der von 1941 bis 1943 in den Hondrichhügel gebaut und in den Fünfzigerjahren erweitert worden war. Die Luft im Stollen ist kühl und Lampen beleuchten den Weg spärlich. Auf der Hauptetage angelangt, geht es vorbei an Büros, Unterkünften und sanitären Anlagen durch den Zugangs- in den Hauptstollen. Dieser ist etwa 300 Meter lang. Seine Wände sind felsig und nass. Vereinzelt fallen Wassertropfen von der Decke herunter, während der Weg auf einmal links abbiegt. Wieder geht es eine Treppe hoch. Diesmal in einen der vier Beobachtungsstände.

Renate und Christoph Müller aus Thun schauen sich einen Beobachtungsraum mit ihren Kindern Anja (7) und Jonas (10) an. «Ich habe immer nur davon gehört, was hier im Berg sein soll», sagt Christoph Müller. «Jetzt sehe ich es selbst.» Darauf sei er neugierig gewesen, denn er habe im Militärdienst nicht mit Festungen zu tun gehabt. «Ich finde die Kommandozentrale am interessantesten», sagt Renate Müller. Sohn Jonas hingegen gefällt die Küche besser und Tochter Anja wundert sich über die Unterkünfte der Soldaten. In Beatenberg hat sich vor dem Eingang des Artilleriewerks Waldbrand derweil eine lange Warteschlange gebildet. Das Werk kann am ersten Oberländer Festungstag im Gegensatz zum Kommandoposten Heinrich nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Und obschon zwölf Leute gleichzeitig als Führungspersonen im Einsatz stehen, können diese den Besucheransturm fast nicht bewältigen. Philipp Studer vom Artilleriewerk Waldbrand zeigt einer Gruppe von 15 Personen die verschiedenen Teile der ab 1941 gebauten Anlage. Tief im Innern des Berges befinden sich unter anderem acht Geschützräume, sieben Magazine für Munition, eine Küche, eine Werkspost, ein Schlafsaal für 111 Soldaten, die Schlafräume und Büros der Offiziere, eine Telefon- und Alarmzentrale und sogar ein Operationssaal im Sanitätsbereich. «Es ist beruhigend zu wissen, dass sich die Leute noch für unsere Geschichte interessieren», kommentiert Studer den grossen Besucheransturm in der Festung Waldbrand. Er hat vor, aus dem Artilleriewerk ein Museum zu machen. «Noch ist es nicht so weit, aber wir arbeiten daran», sagt er.

Paul Moser aus Interlaken und Hannes Joss aus Aeschi zeigen sich beeindruckt vom Artilleriewerk Waldbrand. «Die Grösse ist enorm», meint Moser. «Man muss sich einmal vorstellen, was bei Vollbetrieb dort alles drin war. Und dass sie früher mit Lastwagen hineinfahren und auf der Kreuzung sogar wenden konnten.» Sein Kollege Hannes Joss weiss noch etwas anderes zu berichten: «Ich war etwa 1961 drüben im Kommandoposten Heinrich im Dienst», sagt der 70-Jährige. «Die Festung Waldbrand war für uns geheimnisvoll. Eine Legende.» Er habe sich immer gefragt, welche der Geschichten, die man sich erzählte, wahr seien. «Heute nun habe ich dieses Geheimnis für mich gelüftet», sagt Joss lachend.

Quelle: Berner Oberländer/Nicole Mani

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